Wie kann man den Tod verschweigen, meine Liebe?
"Nur was sterblich war, kann wieder auferstehen."
(Adorno, Noten zur Literatur)
"Religion
ist heilig. Warum dieses Privileg? Ein Gläubiger ist jemand, der daran
glaubt, was der Priester sagt und nicht glauben will, was Renan oder
Victor Hugo sagen. Was ist hier heilig? Welchen Unterschied gibt es
zwischen diesem Gläubigen und irgendeinem Idioten, der Feuilletonliteratur
unseren großen Dichtern vorziehen würde? Die Religion eines Idioten
schützt ihn nicht vor unserer Verachtung oder unserem Spott. Seien
wir intolerant gegen uns selbst! Dass die Herde unserer Ideen vor
dieser ernsten Hirtin aufrecht geht, der Vernunft."
(Jules Renard, Tagebuch, 26.9.1903)
"Es
gibt keine sexuelle Beziehung."
(Lacan, der Seminar XX, III)
"Ich
halte meinen kranken Freund und meine Augen bleiben an dieses verzehrte
Gesicht gefesselt, diesen geschlossenen Augenlidern, diesem starren,
wie niedergeschlagenem Körper; das stumme Fragen, das in mir auftaucht,
ich weiß, dass nichts es wettmachen wird. Weder das Unheilbare wird
vergessen werden können, noch die jähe Enthüllung der Endlichkeit.
Ohne aufzuhören werde ich das Unbekannte befragen, indem ich mich
ohne Zuflucht in die Enge des Seins vertiefen werde…"
(Jeanne Delhomme, Das fragende Denken, II )
Einen
großen Text erkennt man auch an seiner Seele; es ist dann unwichtig,
ob er aus 4 Zeilen, aus 54 oder 46 besteht. Die Seele eines Textes?
Warum auch nicht behaupten, dass die kleinen Schiffe mit Beinen gehen?
Bruder Leser, Alter (1), das müsstest du aber lernen
zu lesen: den Tod (wie man sagt) von dem, den ich liebe (3 und 13).
Man versteht, dass auch ein Gott sich bescheiden entschuldigt… (42).
Wer sind wir, dass wir nicht zu schweigen wissen? Dass wir es wagen,
so zu tun als ob nichts wäre (21 und 32), indem wir mit der Hypothese
spielen: wenn…, dann wäre mein Bruder nicht gestorben? Schon mehr
als zwanzig Jahrhunderte sind vorbei, und wir haben nichts dazu gelernt;
wir werden immer vom Sein ins Nichts schielen und vom Nichts ins Sein,
und wir vergessen diesen kranken Freund, diesen gehenden Körper, entbunden,
diesen da, Lazarus, und dich. Den Tod benennen, das ist schon beinahe
das Schlimmste. Man sollte es tun, auch gegen seinen eigenen Willen,
wie dieser Gott, der davon spricht, mit allen Risiken (13, 23, 25
und 26). Er schläft, versteht ihr? Ach so, er schnarcht? … Die Verwirrung
Gottes. Solchen gläubigen Ungläubigen gegenüber besteht die große
List darin, offen zu sprechen (14).
Auf jeden Fall wird ein Wort morgen die Welt nicht verändern. Wahrscheinlich
genauso bereit Fußball zu spielen wie sich auszurotten - ein Gekreuzigter
mehr oder weniger wird uns nicht erwecken. Deshalb können wir offen
reden: der Tote ist irgendwo, sorgfältig eingewickelt, er stinkt und
er wird hinausgehen (38, 39, 43 und 44). Ist das klar? Als Wunder
ja. Als Zeichen viel weniger. Denn wozu in diesem Fall weinen und
klagen (31, 33, 35, 38 und 39)? Wozu dieser Realismus, manchmal berührend
(die Zögerung des Gottes) und manchmal schockierend (der Geruch der
Leiche)? Und vor allem, wozu diese reine Wahrheit, das gelehrte Kalkül
von Kaiphas: er muss sterben (49 bis 53). Wenn er offen gesprochen
hat, war es das letzte Mal.
Das
Johannes Evangelium ist in 21 Kapitel aufgegliedert. Es liegt also
nahe anzunehmen, dass das Kapitel 11 das Zentrum ist, vom Anfang und
Ende genauso weit entfernt. Nehmen wir an, dass das Zusammentreffen
dieser Form und dieser Konstellation nicht zufällig ist. Beobachten
wir den Inhalt dieses abstrakten geometrischen Zentrums: es wird von
Tod und Auferstehung gesprochen. Wir sehen den Vor-Rang [fr: pré-sééance]
der Passion Christi, nicht die Prophezeiung, sondern die substantielle
Vor-Ankunft [pré-venue]: das Leiden Jesus', die Auferstehung Lazarus',
die die politische und kosmopolitische Verurteilung des Wundermachers
nach sich zieht (48 und 52). Nehmen wir an, dass wir uns hier hinter
den Kulissen des Dramas befinden: der Zirkus von Golgotha gewinnt
erst hier seine Wahrheit, bevor er anfängt. Aber die Wahrheit hinter
den Kulissen, man kennt sie: in allen Richtungen in aller Eile vorbeigehende,
beängstigte oder verfolgte Masken. Wie kann man das entschlüsseln?
Und wenn der gute Apostel nur das hätte bezeugen wollen?
Der
Tod ist was verschwiegen wird, nicht das was tötet (oder: der Tod
ist nicht was tötet sondern was getötet wird) [Wortspiel auf französisch:
ce qui est tu (geschwiegen) non ce qui tue (tötet)]. Der Tod hinter
den Kulissen: die Liebe auf der Bühne (4 und 5). Bemerken wir, dass
im Text der Freund, der seinen Freund beweint, ihn nicht anfasst,
nicht versucht, ihn zu umarmen, im Gegenteil (6 und 17). Die Liebe
ist keine Liebesbeziehung: aus der Ferne wird richtig geliebt. Jesus
war nicht da, und freut sich darüber (15). Das ist Liebe, es ist nicht
diejenige, die man macht, sondern die, die man enthüllt (die man entzaubert
[fr: l'amour qu'on fait et l'amour qu'on défait]), wie man die Binden
der Grabtücher von Lazarus entfernt (44). Zwar geht Jesus auf Lazarus
zu, aber auf seinen verwesten und stinkenden Körper (15, 17, 34, 38-39).
Und er fragt: Wo habt ihr ihn hingelegt? Wie man ein Ding in das Regal
legt. Wieder auf den Füssen, ist Lazarus nicht Lazarus, dieses zärtliche
Objekt meiner Sehnsucht, sondern ein Ding, das übrigens verschwinden
muss (12.Kapitel,10). Aber der Körper ist kein Nichts, wird man sagen;
und wenn die leidenschaftliche Umarmung keine Liebe ist, was soll
man dann von unseren Spielen denken, die die Kinder so sehr träumen
lassen? Eine große Frage, für welche wir im Text ein Indiz haben.
Von solchen Indizien gibt es in der Bibel viele, aber nehmen wir dasjenige,
das im Text ist, ohne wirklich in ihm zu sein (11,2 und 12,3 bis
8). Dieses Indiz ist ein Vor-Griff [fr: prétexte], der im nächsten
Kapitel ausgeführt wird: noch ein Beweis für den absoluten Vorrang
des elften Kapitels. Diese bizarre Vordeutung ist die streichelnde
Maria. Man kann sehen, dass es hier Parfüm und Haare gibt. Was kann
man sich Anregenderes vorstellen? Der Körper atmet vom Kopf bis zu
den Füssen und frohlockt in purem Geruch von Salböl aus Narde. Aber
hier ist weder Fleisch noch Schweiß: das ist nicht die Mechanik des
Körpers. Das ist alles, was mitten im Abstand liebt: haben wir vergessen,
dass Sex(2) so etwas bedeutet? Das Parfüm unterscheidet,
das Haar hält die Distanz. Der sehr hohe Preis hat gar keine Beziehung
zum gewöhnlichem Gebrauch, den der Schatzmeister-Räuber Judas gut
kennt. Schließlich und vor allem ist dieser Preis, mit der Endlichkeit
des "Sie werden mich nicht immer haben" (12,8) verbunden, Botschaft
der Liebe par excellence.
Zurück
zum Kapitel 11: das Indiz ist die Frau. Die Dummheit wäre von Heterosexualität(3) zu sprechen, diesem Pleonasmus (Marta - Maria
und symbolisch oder komisch Thomas Didyme(4)) oder
von Homosexualität(5), diesem Widerspruch in sich
(Lazarus und Jesus, und noch einmal Thomas Didyme - 1 und 16). Zwischen
Extravaganz und Unvernunft ist besser nicht zu wählen. Sex hat nichts
zu tun mit der Anwesenheit von mehr oder weniger sichtbaren Anhängseln
zwischen Nabel und Genick. Johannes verdoppelt die Vorsichtmaßnahmen:
zuerst gibt es zwei Frauen, aber so, dass sie das gleiche sagen (21 und 32).
Man muss sich davor hüten, einen dieser bequemen Unterschiede
zu machen, die mehr pädagogisch als wirklich sind: die Mama und die
Hure(6), die trotz Tugend bestehende Schwäche und
das bereute Laster, oder schließlich, was weniger falsch wäre, die
Weisheit des Geistes und die Verrücktheit des Körpers. Wenn man zu
Recht versucht, hier die Metapher der Liebe zu suchen, die Metapher,
die die Liebe ist, bemerkt man, dass diese zwei Frauen in einer lieblichen
Verzückung sind: die eine geht dem Freund entgegen, die andere steht
eilig auf und fällt auf die Knie (20, 29 und 32). Aber diese Übertragung
ist nur eine Etappe auf dem Weg zur wahren Erkenntnis. So sprechen
diese Damen, mit der Dummheit der falschen Leidenschaft: Ach, wenn
mein Franz nicht gestorben wäre! Das ist die blinde Leidenschaft:
in diesem Zusammenhang kann man sich auf die dunkle Ironie von Johannes
beziehen, der die Worte von "Einigen" bezeugt (37). Der Tod also:
das Wort ist gesprochen, und das vergebliche Bemühen des Herrn.
Kommen
wir jetzt zurück in den Hintergrund, der eher die Wahrheit ist, die
Schwelle, wo die Frauen stehen: das Wissen von Marta, das Leiden
von Maria. Marta weiß, sie ist die Wissenschaft: sie weiß das Hohe
("Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist…") und das Untere
(sie warnt objektiv: er stinkt) (2, 24, 27 und 39). Maria weint, sie
ist die Kunst: daraus bildet man Statuen, die schönsten, und Musik,
die wie man sagt bis zu Tränen rührt (31, 33, 35 und 38). Aber nicht mehr.
Jenseits dieser doppelten Schwelle gibt es das Bewusstsein der Endlichkeit,
die wahre und wirkliche Erkenntnis: sein heißt lieben, und lieben
heißt, auf das Unmittelbare [oder Sofortige - immédiat auf fr. heisst
beides] zu verzichten, auf den Augenblick der nie vorbeigehen würde,
auf das Leben das nur Leben wäre und nicht Lebendheit [fr.
Neologismus: vivance]. Denn das wahre Leben ist Durchgang und Unterschied
(Trennung), über das man nie im Ganzen verfügt. Das ist das Vorgehen
von Jesus: sein sexuelles Leben ist unseres und das ist der Verzicht
auf (unmittelbares) Leben.
So kann man vielleicht das angebliche Rätsel der Zeile 10 klären. Dieser
Tag hat 12 Stunden, nicht mehr und nicht weniger,
und diese Zeit ist
weder lang noch kurz, sondern ist die vorbeigehende Zeit, aus sichtbarer
Abwechslung gemacht, aus den wirklichen Unterschieden der Nacht und
des Tages gemacht, aus dem Inneren und dem Draußen, aus dem Vorwärtsgehen
und dem Stolpern. Das Glück ist die richtige Zeit ["Bonheur und bonne
heure"], das ist keine Zerstörung der Uhren, weder das Zeitende noch
das ewige Leben des Jenseits. Das Licht ist von dieser Welt, und öffnet
ein wenig mit seinem Strahl, was wir eines Tages sehen lernen sollen.
Wenn leben heißt, alles umarmen, wenn leben und lieben und sein so
was (umarmen) heißen, dann müssen wir das Wort von Kaiphas dem der
Menge vorziehen. Diese zwingt Jesus, Beispiele
zu geben, wo man Symbole lesen müsste, wo man Metaphern lesen müsste,
die besser als jedes Bild sind. Wie Marta, weiß auch Kaiphas.
Aber mindestens ist sein Wissen nach dem Maß dieser Welt, das heißt
es ist genau, während das von Marta zwischen oben und unten irrt.
Deshalb hat nur das Wort von Kaiphas, gleichen Wert wie das von Jesus,
trotz des Gegensatzes zwischen ihnen (54). Diese zwei Vorgehen sind
von Diesseits, wo Handlung und Schweigen, nachdem die Aufgabe erledigt
ist, das beste Echo voneinander bilden. Echo wovon? Von dieser Erkenntnis,
dass die Liebe als Trauer die dünne Wahrheit dessen ist, was sich
jeder Wahrheit zu entziehen scheint: die Krankheit und den Tod von
dem, den ich liebe.
"O Herr, gieb jedem seinen eignen Tod.
Das Sterben, das aus jenem Leben geht,
darin er Liebe hatte; Sinn und Not."
(Rilke, das Stunden-Buch)
Bordeaux
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Bibel, Johannes Evangelium, Kapitel 11:
Die Auferweckung des Lazarus
1)
Es lag aber einer krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf Marias und
ihrer Schwester Marta.
2) Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl gesalbt und seine Füße
mit ihrem Haar getrocknet hatte. Deren Bruder Lazarus war krank.
3)
Da sandten die Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: Herr, siehe,
der, den du liebhast, liegt krank.
4)
Als Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode,
sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht
werde.
5)
Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus.
6)
Als er nun hörte, daß er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem
Ort, wo er war;
7)
danach spricht er zu seinen Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa ziehen!
8)
Seine Jünger aber sprachen zu ihm: Meister, eben noch wollten die
Juden dich steinigen, und du willst wieder dorthin ziehen?
9)
Jesus antwortete: Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer bei Tag umhergeht,
der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser Welt.
10)
Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht
in ihm.
11)
Das sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund,
schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken.
12)
Da sprachen seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird's besser mit
ihm.
13)
Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede vom leiblichen
Schlaf.
14)
Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben;
15)
und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, damit
ihr glaubt. Aber laßt uns zu ihm gehen!
16)
Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Jüngern: Laßt
uns mit ihm gehen, daß wir mit ihm sterben!
17)
Als Jesus kam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen.
18)
Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa eine halbe Stunde entfernt.
19)
Und viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, sie zu trösten
wegen ihres Bruders.
20)
Als Marta nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen; Maria
aber blieb daheim sitzen.
21)
Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder
wäre nicht gestorben.
22)
Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott
geben.
23)
Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24)
Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird - bei
der Auferstehung am Jüngsten Tage.
25)
Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer
an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt;
26)
und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst
du das?
27)
Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.
28)
Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester
Maria heimlich und sprach zu ihr: Der Meister ist da und ruft dich.
29)
Als Maria das hörte, stand sie eilend auf und kam zu ihm.
30)
Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch dort,
wo ihm Marta begegnet war.
31)
Als die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen,
daß Maria eilend aufstand und hinausging, folgten sie ihr, weil sie
dachten: Sie geht zum Grab, um dort zu weinen.
32)
Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und sah ihn, fiel sie ihm zu
Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder
wäre nicht gestorben.
33)
Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die
mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr betrübt
34)
und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworteten ihm: Herr,
komm und sieh es!
35)
Und Jesus gingen die Augen über.
36)
Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn liebgehabt!
37)
Einige aber unter ihnen sprachen: Er hat dem Blinden die Augen aufgetan;
konnte er nicht auch machen, daß dieser nicht sterben mußte?
38)
Da ergrimmte Jesus abermals und kam zum Grab. Es war aber eine Höhle,
und ein Stein lag davor.
39)
Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Marta, die Schwester
des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier Tagen.
40)
Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst,
wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
41)
Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach:
Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.
42)
Ich weiß, daß du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das
umhersteht, sage ich's, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast.
43)
Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm
heraus!
44)
Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen
und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus
spricht zu ihnen: Löst die Binden und laßt ihn gehen!
45)
Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was
Jesus tat, glaubten an ihn.
Der Entschluß zur Tötung Jesu
46)
Einige aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen,
was Jesus getan hatte.
47)
Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Hohen Rat
und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen.
48)
Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen
die Römer und nehmen uns Land und Leute.
49)
Einer aber von ihnen, Kaiphas, der in dem Jahr Hoherpriester war,
sprach zu ihnen: Ihr wißt nichts;
50)
ihr bedenkt auch nicht: Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe
für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe.
51)
Das sagte er aber nicht von sich aus, sondern weil er in dem Jahr
Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das
Volk,
52)
und nicht für das Volk allein, sondern auch, um die verstreuten Kinder
Gottes zusammenzubringen.
53)
Von dem Tage an war es für sie beschlossen, daß sie ihn töteten.
54)
Jesus aber ging nicht mehr frei umher unter den Juden, sondern ging
von dort weg in eine Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt mit Namen
Ephraim, und blieb dort mit den Jüngern.
55)
Es war aber nahe das Passafest der Juden; und viele aus der Gegend
gingen hinauf nach Jerusalem vor dem Fest, daß sie sich reinigten.
56)
Da fragten sie nach Jesus und redeten miteinander, als sie im Tempel
standen: Was meint ihr? Er wird doch nicht zum Fest kommen?
57)
Die Hohenpriester und Pharisäer aber hatten Befehl gegeben: Wenn jemand
weiß, wo er ist, soll er's anzeigen, damit sie ihn ergreifen könnten.
Kapitel 12
Die Salbung in Betanien
1)
Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war,
den Jesus auferweckt hatte von den Toten.
2)
Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente ihm; Lazarus aber
war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen.
3)
Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde
und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße;
das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.
4)
Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet:
5)
Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft
worden und den Armen gegeben?
6)
Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er
war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben
war.
7)
Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines
Begräbnisses.
8)
Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.
9)
Da erfuhr eine große Menge der Juden, daß er dort war, und sie kamen
nicht allein um Jesu willen, sondern um auch Lazarus zu sehen, den
er von den Toten erweckt hatte.
10)
Aber die Hohenpriester beschlossen, auch Lazarus zu töten;
11)
denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.
[ entnommen: http://bibel.cid.net ]
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