das gefrorene meer, jahrgang 2008
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Three Poems of Rachel Wetzsteon

Drei Gedichte von Rachel Wetzsteon
Translation / Übersetzung: Stefanie Golisch



Largo

"Look for someone to make you slow." – Elias Canetti

They are all ogling the stars in the outdoor garden,
and the night’s infectious energy
makes them bold, makes him grab her hands and declare,
A brilliant chapter begins tonight:
I have novels in me, whole realms of feeling
that your eyes prise open. To which she responds
I’m a changeling, darling, in your masterful hands;
this morning I was one of eight million stories
but now I’m wearing freshwater pearls
at the end of a pier, in the middle of summer –
race me there, and the waves will envy our speed.

A sudden hush descends over Café Largo
and a low voice whispers, Be all these things,
ring all these changes on each other
but slowly. The brain that races tonight
will end up a frowning skull in a viewless mansion;
you’ll wake up in bare rooms, horrible jewels in your hands.
Walk, instead, past never-finished cathedrals;
light one cigarette from another;
find, if you know what’s good for you, endless answers to whether
the table is really there when you close your eyes.


Largo

"Suche nach jemandem, der dich langsam macht." – Elias Canetti

Sie blinzeln, die Sterne draußen im Garten
und die ansteckende Kraft der Nacht
macht ihnen Mut, also ergreift er ihre Hand und erklärt
Ein großartiges Kapitel beginnt heute Nacht:
Romane stecken in mir, Reiche des Gefühls
die deine Augen mir eröffnen. Worauf sie erwidert
Bin ein Wechselbalg, Liebling, in deinen meisterlichen Händen;
heut Morgen war ich eine von acht Millionen Geschichten
doch nun trag ich Frischwasserperlen
am Ende eines Piers, mitten im Sommer –
trag mich dorthin und die Wellen werden unser Tempo beneiden.

Plötzliche Stille senkt sich über das Café Largo
und eine leise Stimme flüstert, Seid alle diese Dinge
macht all diese Veränderungen durch
doch langsam. Das Hirn das heut Nacht rast, endet
als finsterer Totenschädel in einem blicklosen Herrenhaus;
in nackten Räumen werdet ihr erwachen, abscheuliches Geschmeide in euren Händen.
Lauft lieber vorüber an unvollendeten Kathedralen;
zündet euch eine Zigarette an der anderen an;
findet, wenn ihr denn wisst, was euch gut tut, endlose Antworten auf die Frage
ob der Tisch wirklich dort steht wenn ihr die Augen schließt.



Robert Quentin
























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